Einige Tips aus der Praxis zur jagdlichen Hundeausbildung




 Entenjagd Ende September: Zeno musste sich daran gewöhnen, beim abendlichen Entenstrich ruhig und unbeweglich neben mir zu liegen, auch wenn die begehrte Beute knapp vor seiner Nase auf dem Wasser einfiel. Nach der Schussabgabe war Warten angesagt, erst auf Kommando durfte apportiert werden. Waren wir an einem stehenden Gewässer, wurde immer erst nach Ende der Jagd nachgesucht und gebracht. Schneller musste es nur gehen, wenn die geschossenen Enten im Fließgewässer von der Strömung abgetrieben zu werden drohten.
 
Geflügelte Enten verfolgt er auf der Schwimmspur und das auch bei starker Strömung! Ich bin immer wieder erstaunt, mit welchem Elan er mehrmals hintereinander den breiten und während des Hochwassers reißenden Fluss passiert. Auch auf der Enten-Pirsch weiß mein Hund mittlerweile, wie er sich zu verhalten hat. Gehe ich mit der Flinte langsam hinter der Deckung auf das Flussufer zu, so „schleicht“ auch Zeno geduckt neben mir. Dann muss alles sehr schnell gehen: Aufrichten, Flinte hoch, mit etwas Glück zwei Enten erlegen und dann den Hund schicken! Hierbei muss er sich lenken lassen, denn die Ente, die im Wasser treibt, muss zuerst gebracht werden, nicht die, die in der sicheren Bucht liegt! Sind wir zu zweit auf Entenjagd am Fließgewässer, so stelle ich mich immer unterhalb des ersten Schützen an und dann läuft es folgendermaßen ab:Zuerst werden die Enten oberhalb beschossen, sie fliegen dann flussabwärts zu mir, ich schieße nochmals und Zeno holt erst meine Ente, um dann die von oben heran treibenden übrigen zu bergen.


 Bei der Gänsejagd zu zweit musste Zeno Schwerstarbeit leisten. Die erste Gans wurde mit der Kugel erlegt. Da die anderen drei schwimmend ans andere Flussufer wechselten, überquerten wir eine Brücke, pirschten uns an und hatten mit der Flinte Jagderfolg! Der Hund tat seine Arbeit; eine der Gänse setzte sich jedoch heftig zur Wehr, schlug mit den Schwingen und drückte den Hund mitten im Fluss mehrfach unter Wasser – er schwamm zum Luft holen ans gegenüberliegende Ufer, stürzte sich dann mit neuer Kraft abermals in die Fluten und überwältigte unter bösem Knurren die Widerspenstige. Die vierte noch verbleibende Gans steckte glücklicherweise im Ufergestrüpp fest, so dass sie problemlos geborgen werden konnte. Der Fluss führte Hochwasser und es war frostig kalt – also alles andere als angenehme Umstände für Wasserarbeit!
 Zur Stöberarbeit im Wald gibt es ebenfalls eine Anekdote zu berichten: Eigentlich waren wir bei Neuschnee zum Kreisen unterwegs – ich trug die Büchse, mein Jagdkollege eine Flinte. Nachdem die Dickungen abgesucht waren und keine Wildschweine steckten, ließen wir Zeno zum Stöbern auf Waldhasen von der Leine. Der Gute blieb in Sichtweite, markierte nach kurzer Zeit schon und ein Hase ging auf! Der Hund verfolgte ihn, lief an ihm vorbei und drückte ihn direkt auf uns zu! Als Meister Lampe einen Waldweg querte, traf ihn die Garbe! Er verschwand hinter einer Kuppe, aber Zeno war schon zur Stelle und apportierte brav!  
Seine Bringtreue stellte Zeno erst vor kurzem unter Beweis: Ich beschoss nachts vom Ansitz aus einen Fuchs, der recht weit entfernt lief, nach dem Schuss nicht erkennbar zeichnete und in einer Senke verschwand. Auf dem Rückweg ging ich die Stelle ab, fand aber weder Schweiß noch Fuchs! „Halt gefehlt, war ja auch weit“, dachte ich mir und fuhr nach Hause. Am nächsten Morgen lief ich mit Zeno durch die Aue und ließ ihn ohne Befehl frei laufen. Er durchquerte die verschneite Flur und entfernte sich immer weiter. Fast am Horizont sah ich, wie es ihn riss – er schwenkte ab und verharrte an einem dunklen Fleck im Schnee. Er schaute zu mir und begann, den starr gefrorenen Kadaver zu beuteln. Ich blieb stehen und harrte der Dinge, die da kamen: Tatsächlich nahm Zeno den Fuchs auf und brachte das steife und eiskalte Teil über eine große Distanz zu mir.
Treibjagden haben ihre eigene Gesetzmäßigkeit. Das hat auch der Hund erkannt: Viele Leute in orangenem Zeug, manche mit Stöcken, andere mit Flinten, das verspricht spannende Arbeit! Am Verhalten des Hundes erkennt man seine Vorfreude. Dabei verhält er sich absolut ruhig. 


Beim Standtreiben liegt oder sitzt er aufmerksam neben mir, stets bereit, mögliche Arbeit zu verrichten. Es ist wichtig, bestimmte Dinge im Interesse des Hundes zu berücksichtigen, wenn man auf Treibjagd ist: Nie lasse ich den Hund apportieren, wenn das Stück gut getroffen in Sichtweite liegt. Hier warte ich das Ende des Treibens ab und hole das Stück selbst, während der Hund am Stand in „Platz“ – Position zurück bleibt.- Verlorenbringen erst, wenn das beschossene, flüchtige Stück außer Sicht ist – es sei denn, wichtige Gründe sprechen dafür, den Hund sofort zu schnallen (z.B. Kaninchen!!!). Leider wird dies von vielen Mitjägern nicht praktiziert, sie schnallen ihren Hund sofort nach dem Schuss und es wird auf Sicht verfolgt – das bringt zwar im Moment Erfolg, aber auf Dauer verlernen diese Hunde den Gebrauch ihrer Nase. Zudem wird eine gewisse Schusshitze provoziert – das Schlimmste, was einem bei Treibjagden passieren kann! Ich achte darauf, dass der Hund nur auf Kommando apportiert und nicht wahllos jedes beschossene Stück aufnimmt. Schon mehrfach konnte ich beobachten, dass Hunde, die alles anlaufen, bereits aufgenommenes Wild bei einem erneuten Schuss fallen lassen und zum nächsten rennen, um dieses zu holen – so etwas sollte nicht sein! Nicht selten kommt es zu Reibereien, wenn zwei oder mehrere Hunde demselben Hasen hinterher laufen. Solchen Kämpfen kann man durch den zielgerichteten Apportbefehl aus dem Weg gehen. Das heißt aber, dass der Hund über den entsprechenden Gehorsam verfügen muss.
Die Erziehung des Hundes ist nie abgeschlossen; nur wenn man konsequent sich einschleichende Fehler sofort durch entsprechende Übungseinheiten unterbindet, wird man auf Dauer Freude an seinem Jagdgefährten haben.
 

2010