Schwierige Schwarzwild-Nachsuche

Bei einer Nachsuche entscheidet nicht der Jäger, sondern sein Hund, wo "es lang geht". Und man sollte seinem Hund glauben! Des öfteren habe ich erlebt, dass Führer (mich selbst eingeschlossen) ihren Hund von der richtigen Fährte nehmen, weil der Schütze eine andere Fluchtrichtung angibt oder sie selbst der Meinung sind, er sei abgekommen.

Dass man seinem Hund vertrauen sollte, zeigt folgendes Erlebnis:
An einem Morgen im August erreichte mich der Anruf meines Revierkollegen: "Sau beschossen, sie ist ab, aber Schweiß am Anschuss. Wir brauchen deinen Hund!"
Ich bat den Schützen, nichts zu vertrampeln.

Eine Viertelstunde später stand ich auf dem Stoppelacker am Anschuss - etwas Lunge, aber auch dunkelroter Schweiß...
Aufgrund des Lungenfetzens ging ich von einer relativ schnell beendeten Nachsuche aus - wie sollte ich mich täuschen!

Mein Rüde ist mit seinen neun einhalb Jahren sehr erfahren.
Er folgte der Fährte wie gewohnt ganz ruhig und zielstrebig am Riemen. Schweiß wurde immer weniger! Nach etwa 300 Metern zog der Hund in den Wald,ich sah keinen Tropfen Schweiß mehr! Die Kollegen folgten uns nur noch zögerlich, für sie war klar, dass der Hund falsch war.
Zeno verwies jedoch des öfteren Eingriffe oder Ausrisse der Schalen und zog unbeirrt weiter.. Mittlerweile hatten wir schon über einen Kilometer hinter uns - oftmals durch sehr unwegsames Untergehölz bei hochsommerlichen Temperaturen und Schnaken ohne Ende!
Als es in eine Dickung ging, lief der Schütze mit Waffe zwischen Hund und mir - eigentlich krabbelten wir mehr als dass wir liefen - bis wir an eine versteckte Suhle gelangten. Deutlich war zu erkennen, dass die Sau  hier versuchte, sich Linderung zu verschaffen. In der Nacht waren mehrere Sauen im Schlamm und nachdem kein Schweiß mehr vorhanden war, fand der Hund den Abgang der kranken Sau nicht.
Wir waren jetzt drei Stunden unterwegs und Zeno brauchte ob der Hitze eine Pause, wie wir auch. Das "Begleitfahrzeug" stand nun in der Nähe auf dem Waldweg, dort rasteten wir und berieten, was zu tun wäre.

Riemenarbeit kam nicht mehr in Frage, da wir uns vor schwer zugänglichem Dickicht befanden.
So ließ ich Zeno nach einer Stunde Pause frei suchen. Er hielt sich immer in Sichtweite, wir folgten ihm und dann erstarrte er mit gesträubtem Fell vor einem Brombeerverhau. Als ich zu ihm trat, rumorte es im Gebüsch und es war klar, dass die Sau noch Leben hatte! Der Schütze wurde positioniert und Zeno mit "Wo ist die Sau? Such sie!"  voran geschickt. Er sondierte das Gebüsch, zog dann zielstrebig weiter in eine Fichtendickung und war unseren Blicken entschwunden. Was tun? Warten, lauschen, bangen...

Plötzlich gab er Laut! Wir eilten in seine Richtung. Er verbellte andauernd und immer am selben Ort, also hatte er die Sau gestellt! Sie lag schwer atmend neben einer Suhle und hob das Haupt, war aber offensichtlich nicht mehr fähig, aufzustehen:


So konnte diese nicht alltägliche Nachsuche nach beinahe 5 Stunden erfolgreich abgeschlossen werden.
Auf der Karte rekapitulierte ich die zurückgelegte Strecke: Fast 1,6 Kilometer! 


Wieder einmal hat es sich gezeigt, dass man seinem Hund vertrauen muss, denn er war immer auf der richtigen Fährte, auch wenn ich nichts mehr an Pirschzeichen wahrnehmen konnte und oft an der Richtung zweifelte!